Was mit Talentförderung möglich ist

Talent Jens im Porträt // „Ich wusste nicht, was ich nach der Schule mit meinem Schnitt machen soll“, erzählt Jens über seine Schulzeit. Der gebürtige Marl-Polsumer besuchte zunächst ein Gymnasium. Die Klassenintegration läuft schief und Probleme mit der Schule führten dazu, dass er nach einem Jahr auf die Realschule wechselte. Danach geht es für ihn weiter an ein Berufskolleg. Heute studiert Jens an einer der renommiertesten und traditionsreichsten Universitäten Europas Informatik im Master.

Was mit Talentförderung möglich ist

Nach dem Abschluss auf der Realschule wechselt Jens an das Berufskolleg für Technik und Gestaltung in Gelsenkirchen. Seine Noten gefährden seine Versetzung. In der 12. Klasse überlegte er, sich um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. „Ich war mir aber sicher, dass ich nichts finden würde und wusste, dass ich mit dieser Einstellung auch am Ende mit nichts dastehen werde.“ Jens wurde klar, dass er es in der Hand hat und begann, intensiv für die Schule zu lernen. In dieser Zeit lernte er Talentscout Suat Yılmaz an seiner Schule kennen. „Ich wollte mir einfach mal anhören, was es für Möglichkeiten gibt.“ Er zeigt sein Zeugnis aus der 12. Klasse vor und betont, dass er sich gerade anstrenge, die Noten zu verbessern. „Suat glaubte mir. Er sagte, dass es nie zu spät sei. Ich merkte, er hat die Einstellung, dass ich das schaffen kann und nicht nur rede. Sein Vertrauen in mich hat mich sehr motiviert.“

Mit alten Mustern brechen

Jens verbesserte sich innerhalb eines Halbjahres. Gemeinsam mit seinem Talentscout erarbeitetet er Ziele – Jens will Informatik studieren. Er schaute sich das Studienangebot der Westfälischen Hochschule genauer an und besuchte Kurse im dortigen Schreibzentrum Talente_schreiben, um sich auf die schriftsprachlichen Anforderungen des Studiums vorzubereiten. „Früher wäre ich einfach zu Hause geblieben. Aber nun wollte ich mit meinem alten Muster ‚Nichtstun‘ brechen.“ Er informiert sich über die Finanzierung des angestrebten Studiums. Das Wort „Stipendium“ kannte er schon, wusste aber nicht, welches Konzept dahintersteht. Als mittlerweile Jahrgangsbester am Berufskolleg bewirbt er sich.

Finanziell abgesichert und voll motiviert

Jens schreibt sich für Informatik an der Westfälischen Hochschule ein und erhält noch im ersten Semester ein Deutschlandstipendium von der Stiftung Mercator als Studienpionier. Er ist der erste aus seiner Familie, der den Schritt an eine Hochschule wagt. Etwas später folgen seine ältere und seine jüngere Schwester seinem Beispiel. „Ich hätte nie gedacht, dass sich das alles so entwickelt – dass ich mich so entwickle.“ In seiner Freizeit geht er Joggen, betreibt Fitness, interessiert sich für IT-Forensik und Web- und mobile Entwicklung. Seit seinem 12. Lebensjahr engagiert er sich bei der freiwilligen Feuerwehr. Jens packt der Ehrgeiz und er will gute Noten schreiben. Er besteht alle Klausuren im ersten Versuch. „Ich bin ein richtiger Perfektionist.“ Das zahlt sich aus, er schließt seinen Bachelor als einer von wenigen in Regelstudienzeit mit einem Schnitt von 1,5 ab. Nach seinem Bachelor arbeitet Jens ein Jahr in einem internationalen Consulting-Unternehmen. Danach entschließt er sich, zuhause auszuziehen und in einer Großstadt seinen Master in Informatik zu machen. Er favorisiert Aachen und München, welche beide Exzellenzuniversitäten bieten. Die Talentförderung begleitet Jens weiterhin mit Gesprächen und Informationen. Nach zwei Studienzusagen in seinen Wunschstädten, entscheidet er sich für München.

Nach dem B.A. an der Hochschule geht’s weiter zur Exzellenzuniversität

Im Oktober 2018 zieht er in die bayerische Landeshauptstadt und muss lernen, was es heißt, auf einem der härtesten Wohnungsmärkte eine Bleibe zu suchen. „Das war wirklich schwer. Ich dachte, dass ich immer im Hotel bleiben müsse.“ Doch er hatte Glück und konnte bei einer Besichtigung überzeugen. Um sich das Leben in München leisten zu können, geht Jens bis zu 20 Stunden die Woche als Werkstudent bei einem internationalen Technologiekonzern arbeiten. „Es ist nicht so einfach, mein Studium an der Ludwig-Maximilians-Universität und die Arbeit unter einen Hut zu kriegen. Aber ich bin trotzdem zielstrebig, das Studium ohne unnötige Verzögerungen zu absolvieren. Auch über 500 km Entfernung bleibt der Kontakt mit der Talentförderung bestehen, welche ihn zur erneuten Bewerbung um ein Stipendium motiviert. Gegen Ende des ersten Semesters erhält die Zusage der Studienstiftung des deutschen Volkes.

Masterarbeit an einer der weltweit angesehensten Universitäten

Im April 2021 hat Jens sein Studium mit einem sehr guten Schnitt abgeschlossen. Seine Masterarbeit hat er an der University of Cambridge geschrieben, einer der angesehensten Universitäten weltweit. Aufgrund der Pandemie waren visiting students zwar nicht in Präsenz zugelassen, seine Arbeit wurde aber vollständig aus Cambridge betreut. Heute arbeitet Jens im Bereich AI & Data bei einer renommierten internationalen Consulting-Firma.

Stand: Juli 2021

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