„Ehrenamt ist für mich eine Selbstverständlichkeit“

Talent Jussra im Porträt // Seit sie 13 Jahre alt ist, lebt Jussra mit ihrem Vater, einem Bauzeichner, und drei Geschwistern zusammen und hilft regelmäßig im Haushalt. Ihr Abitur macht Jussra am Heisenberg Gymnasium in ihrer Heimatstadt Gladbeck mit guten Noten. Ihr Wunschstudium Medizin kann sie jedoch nicht anschließen.

„Ehrenamt ist für mich eine Selbstverständlichkeit“

Seit sie 13 Jahre alt ist, lebt Jussra mit ihrem Vater, einem Bauzeichner, und drei Geschwistern zusammen und hilft regelmäßig im Haushalt. Ihr Abitur macht Jussra am Heisenberg Gymnasium in ihrer Heimatstadt Gladbeck mit guten Noten. Ihr Wunschstudium Medizin kann sie jedoch nicht anschließen. Ihr Talentscout Seren Başoğul riet Jussra, sich einen Plan B aufzustellen: „Das war meine Rettung. Denn sonst wäre ich in ein Loch gefallen. Mit meinem Schnitt hätte ich lange auf einem Platz für Medizin warten können.“ Nach einigen Gesprächen mit Seren entdeckte Jussra ihre Stärken in Organisation und im Umgang mit Finanzen. Sie schrieb sich für den Studiengang Management & Economics an der Ruhr-Universität Bochum ein – erfolgreich.

Erfolgreicher Bachelor-Abschluss mit 21 Jahren und Auslandssemester in Australien

Sie verkürzte um ein Semester, indem sie ein Auslandssemester in Australien machte. „Das war eine ganz andere Welt – und schon immer ein Traum von mir“, erzählt sie begeistert. Dadurch, dass sie auf sich allein gestellt war, habe sie viel dazu gelernt und vor allem ihr Englisch verbessert. Vor wenigen Wochen hat sie ihre Bachelor-Arbeit abgegeben – mit erst 21 Jahren. Ihr Talentscout hatte ihr zu Beginn des Studiums vorgeschlagen, sie könne sich für ein Stipendium bei einem Begabtenförderungswerk bewerben. „Ehrenamt ist für mich eine Selbstverständlichkeit, aber Seren sagte mir, dass das nicht so ist. Daher habe ich mich beworben.“ Beim Avicenna Studienwerk ist sie zur Regionalsprecherin für NRW Mitte gewählt worden. Das heißt sie betreut Stipendiat*innen, organisiert Events und ist „dafür verantwortlich, dass alles läuft“, wie sie selbst sagt.

Ambitionierte Ziele

Zu Talentscout Seren hat sie noch regelmäßig Kontakt. Einmal im Monat telefonieren die beiden. Falls das nicht klappt, folgt der Austausch per E-Mail. Seren motiviert Jussra immer noch: „Wir haben ein gutes Verhältnis. Während meiner Zeit vor dem Studium war sie ein Anker für mich, wenn ich Probleme hatte.“ Schon neben der Schule engagierte sich Jussra ehrenamtlich in ihrer Moscheegemeinde. „Da bin ich heute leider nicht mehr so aktiv, wie früher“, bedauert sie. Die Zeit, die sie damals in den Dialog zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen steckte, nutzt sie heute für neue Aufgaben. Mit einigen Stipendiat*innen gründete sie im September 2018 den eingetragenen Bildungsverein „Schüler helfen Schülern“. Dort ist sie dritte Vorsitzende und für die Finanzen verantwortlich. Der Verein wendet sich an Kinder und Jugendliche aus sozialökonomisch schwächeren Familien, aus denen auch Jussra und die weiteren Gründer*innen stammen. Sie bieten Coaching-Programme, Nachhilfe, Unterstützung bei Hausaufgaben und Crashkurse für das Abitur an. Jussra ist aber noch lange nicht zufrieden.

Vorbild für die kleine Schwester

Ihrem Bachelor folgt ab September der Master in Management & Economics an der Ruhr-Universität Bochum ein. Anschließend will sie promovieren. Ihr größter Traum ist es eines Tages eine NGO (Non-governmental organization) ins Leben zu rufen. Der Fokus soll darauf liegen, etwas Nachhaltiges für die Gesellschaft zu entwickeln, indem sie die Hungersnot in der ‚Dritten Welt‘ bekämpft. Ihre Motivation ist auf der einen Seite immer mehr erreichen zu wollen. Auf der anderen Seite will sie aber auch Vorbild für ihre 12-jährige Schwester sein. „Mir ist wichtig, dass sie studiert und ihren Weg findet. Ich will ihr zeigen, dass sie alles erreichen kann.“

Stand: August 2019

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