Talent Lilojan im Porträt

Lilojan, der sich selbst als Lilo vorstellt, brach die Schule auf dem Weg zum Abitur aus privaten Gründen ab. Jetzt macht er die Hochschulreife im zweiten Anlauf auf dem Berufskolleg Castrop-Rauxel mit Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung. Um sich beruflich zu verwirklichen, holte er sich die Unterstützung von Talentscout Pia Boldt von der Westfälischen Hochschule.

Abitur im zweiten Anlauf

Lilojan, der sich selbst als Lilo vorstellt, brach die Schule auf dem Weg zum Abitur aus privaten Gründen ab. Jetzt macht er die Hochschulreife im zweiten Anlauf auf dem Berufskolleg Castrop-Rauxel mit Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung. Um sich beruflich zu verwirklichen, holte er sich die Unterstützung von Talentscout Pia Boldt von der Westfälischen Hochschule.

Übernehmen von Verantwortung

Der 22-Jährige wohnt mit zwei jüngeren Brüdern und seinen Eltern in Castrop. 2017 trifft die Familie ein Schicksalsschlag. Der Vater, ohnehin schon Dialyse-Patient, bricht sich beide Schienbeine. Er verbringt zwangsweise viel Zeit im Krankenhaus und wird zum Rollstuhlfahrer. Lilo trägt von heute auf morgen die häuslichen Verantwortungen seines Vaters. Dazu gehören Behördengänge, Haushalt und ein bevorstehender Umzug inklusive Wohnungssuche. Denn aufgrund der Mobilitätseinschränkung seines Vaters muss die Familie in eine Erdgeschoss-Wohnung umziehen.

Darüber hinaus übernimmt er die Tätigkeiten seines Vaters beim Hindutempel. Den Tempel hatte der Vater selbst aufgebaut. Er organisierte bis dato Geistliche und Gottesdienste. Doch kamen zu dem Zeitpunkt Probleme mit dem Ordnungsamt hinzu. „Da kam einfach viel zusammen. Schule fiel komplett hinten rüber.“ Letztlich bricht Lilo die Schule in der elften Klasse des Gymnasiums ab.

„Kein Abitur zu machen, stand nicht zur Debatte“

Aber: „Kein Abitur zu machen, stand nicht zur Debatte“, erklärt Lilo, der sich 2018 dazu entscheidet, sein Abitur auf einem Berufskolleg nachzuholen. Der soziale Anschluss fällt ihm anfangs schwer, „weil die meisten aus meiner Klasse ein paar Jahre jünger sind.“ Fehlstunden und schlechte Noten prägen sein Zeugnis. „Ich habe es nicht geschafft, mich zu motivieren.“

Als seine Lehrerin im Unterricht eine Dokumentation über das Programm NRW-Talentscouting zeigt, entschließt Lilo einen Termin bei Talentscout Pia Boldt zu machen: „Ich hatte eine Hand voll Ideen an Berufen. Jemand von außerhalb der Familie sollte beurteilen, welcher Weg zu mir passt.“ In den ersten Gesprächen kommen die schlechten Zensuren sowie die teils unentschuldigten Fehlzeiten zur Sprache. Lilo fehlte Energie für die Schule, aber auch Zeit für sich.

„Ich konnte meinen inneren Schweinehund überwinden“

Pia empfahl Lilo, sich neben der Schule auch Zeit für seine Hobbys zu nehmen, um seine Motivation und in Folge dessen seine schulischen Leistungen zu steigern. „Nach all dem privaten Stress und dem Druck, immer präsent sein zu müssen, sollte ich wieder Dinge tun, die mir Spaß machen.“ Von da an macht Lilo mehr Sport, beschäftigt sich ausgiebiger mit Musik und zeichnet sehr viel. „Ich konnte meinen inneren Schweinehund überwinden und mich mehr für die Schule motivieren“, erinnert er sich. „Zum Glück habe ich auf die Ratschläge meines Talentscouts gehört.“

Die Fehlzeiten sinken und die Noten werden besser. Lilo wird ehrgeiziger: „Die nächste Etappe ist ein Durchschnitt mit einer Zwei vor dem Komma.“ Mittlerweile hat er ein klares Berufsziel: „Pia hat mir viele Events gezeigt, wo es ums Zeichnen geht, die haben mir sehr gut gefallen. Mein Ziel ist es, mein Hobby und Beruf zu verbinden und Architektur und Stadtplanung zu studieren.“

Stand: März 2020

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