Ein Interview mit Christoph Wehkamp, Lehrer und Koordinator für Berufs- und Studienorientierung am Paul-Ehrlich-Berufskolleg in Dortmund
Was macht das Paul-Ehrlich-Berufskolleg aus ?
Das Paul-Ehrlich-Berufskolleg macht aktuell knapp 2000 Schüler*innen das Angebot aller allgemeinbildenden Schulabschlüsse in Kombination mit beruflicher Bildung – vom Hauptschulabschluss bis hin zur Allgemeinen Hochschulreife. Als eines von acht Berufskollegs in Dortmund mit den Vollzeitbildungsgängen im Bereich Gesundheit und Soziales haben wir ein überregionales Einzugsgebiet. Einige unserer Schüler*innen kommen auch aus Witten, Schwerte oder Unna. Die überwiegende Zahl kommt aber aus Dortmund, vor allem auch aus dem Dortmunder Norden. Einem Stadtteil, der sozioökonomisch weniger stark aufgestellt ist und vor vielen Herausforderungen steht. Aus der Struktur ergibt sich, dass ein Teil unserer Arbeit als Lehrer*innen zunächst einmal bei der Ermutigung von Schüler*innen ansetzt, sich etwas zuzutrauen. Dabei ist unser Talentscout eine große Unterstützung.
Ein bis zwei Jahre im Monat besucht Sie ein Talentscout an Ihrer Schule, um mit Schüler * innen aus Bildungsgängen, die zur allgemeinen oder Fachhochschulreife führen, über ihre persönliche berufliche Zukunft zu sprechen. Wieso kooperieren Sie im Programm NRW-Talentscouting?
Ich fand direkt, dass das Talentscouting eine super Chance ist zusätzlich zu der Studien- und Berufsorientierung, die wir an unserer Schule anbieten. Parallel zu allen Maßnahmen, die wir gestalten, können Schüler*innen eine ganz individualisierte Beratung durch einen Talentscout wahrnehmen. Das Angebot der externen Beratung, die aber wiederum in der Schule stattfindet, bereichert unser Portfolio stark. Unseren Talentscout Katharina Schnetgöke haben wir von Beginn an als sehr gewinnbringende Person für die Schüler*innen wahrgenommen. Anders als wenn Schüler*innen zu mir in die Beratung als StuBo kommen, kann sie auf breite Netzwerkstrukturen zurückgreifen und interessierten Schüler*innen auch mal das Angebot eines Tandems mit jemandem aus einem Berufszweig organisieren. Auch deshalb haben wir die Kooperation mit einer Auftaktveranstaltung zum NRW-Talentscouting, zu der wir alle Schüler*innen eingeladen haben, die ein Fach- oder Vollabitur machen möchten, gestartet. Frau Schnetgöke hat das Angebot dort damals vorgestellt. Das war ein Erfolg.
Wie ist das Feedback der Schüler*innen, die die Beratung im Talentscouting wahrnehmen?
Es gibt Schüler*innen, die kommen einmal in die Beratung und denen genügt es, ein paar Fragen loszuwerden. Es gibt aber auch viele, die das Angebot wiederkehrend wahrnehmen und zusammen mit ihrem Talentscout ihren Weg gestalten. Ich glaube, dass wir dadurch, dass Frau Schnetgöke Talente so eng und individuell begleitet, schon vielen Schüler*innen bessere Chancen für ihre berufliche Zukunft bieten konnten. Da sich Talentscouts hauptberuflich der Orientierung und Förderung von jungen Menschen widmen, können sie mit Schüler*innen auf eine ganz andere Art und Weise arbeiten und sie viel langfristiger über die Schule hinaus bis in die Ausbildung oder das Studium fördern. Telefonisch über das Handy oder per WhatsApp sind Talentscouts sehr nah an den Schüler*innen. Die Beratungstermine bei Frau Schnetgöke sind immer voll und die Nachfrage ist groß. So groß, dass wir Mühe haben, alle Anfragen zu bedienen. Ich finde, dass macht sie echt super! Einige unserer Schüler*innen sind nun sogar Stipendiat*innen.
Wie kam es dazu?
Unser Talentscout hat uns als Schule dazu angeregt, unser Vorschlagsrecht bei der Studienstiftung des deutschen Volkes wahrzunehmen. Als Berufskolleg ist es bisher tatsächlich so, dass man von den Begabtenförderungswerken nicht allzu sehr umworben wird und ohne Frau Schnetgöke wären wir auf die Möglichkeit wahrscheinlich nicht gekommen. Pro 40 Schüler*innen, die das Fach- oder Vollabitur machen, haben wir Gelegenheit eine Person bei der Studienstiftung des deutschen Volkes zu empfehlen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Studienstiftung auch wirklich an jungen Menschen von Berufskollegs interessiert ist und nicht allein der Notendurschnitt ein Kriterium für die Auswahl ist. Soziales Engagement oder das soziale Milieu, in dem einzelne Talente aufwachsen, werden ebenfalls berücksichtigt. Das eröffnet auch unseren Schüler*innen immense Chancen.
Was Gefällt Ihnen persönlich an dem Beruf als Lehrer?
Das ist schwer zu sagen, weil es so Vieles ist. Die Momente, in denen ich beraten, coachen oder jungen Menschen Unterstützung bieten kann auf dem Weg, den sie selbstbestimmt wählen, schätze ich besonders. Beispielsweise macht es mir sehr viel Spaß, im Informatikunterricht mit Schüler*innen Problemlösungsstrategien zu erarbeiten, die sie als Kompetenz auch später im beruflichen Leben selbst einsetzen können. Sie dabei Schritt für Schritt zu begeistern gibt mir ein gutes Gefühl.