„Ich habe nicht versucht, um die Steine in meinem Weg herumzulaufen, sondern damit meinen Weg zu bauen“
Can besucht die 13. Klasse der Else Lasker-Schüler Gesamtschule in Wuppertal und macht derzeit sein Abitur. Früher wollte er Rechtsanwalt werden, jetzt ist er angehender Industriekaufmann. Das Umdenken mit dem Fokus auf die eigenen Stärken und Interessen war kein Zufall. Vor allem die Begleitung durch Talentscout Halil Ülker von der Ruhr-Universität Bochum hatte daran einen entscheidenden Anteil.
Während seiner ersten Jahre auf der weiterführenden Schule lief nicht alles nach Plan. Nach einer Auseinandersetzung mit einem Mitschüler wurde Can in der sechsten Klasse der Schule verwiesen, die zehnte Klasse musste er wiederholen. Der heute 20-Jährige versuchte, daraus Vorteile zu ziehen. „Ich habe neue Freunde gefunden, neue Lehrer bekommen. Ich habe nicht versucht, um die Steine in meinem Weg herumzulaufen, sondern damit meinen Weg zu bauen“, beschreibt Can seinen schulischen Werdegang. Dabei habe er sein Ziel – damals noch Anwalt zu werden – nie aus den Augen verloren. In der Schule hat er Spaß an Mathematik und Geschichte, auch Sprachen begeistern ihn. Er lernt Englisch, Französisch und Latein, seine Muttersprachen sind Deutsch und Türkisch.
Frühe Selbstständigkeit
Can ist fleißig. In seiner Freizeit trifft er Freunde oder trainiert Thai-Boxen. Zudem arbeitet er seit seinem 15. Lebensjahr in diversen Nebenjobs. Anfangs trägt er Zeitungen aus. Anschließend jobbt er dort, wo jemand gebraucht wird. Egal, ob Burgerladen, Tankstelle, Café oder Restaurant. Can will seinem Vater nicht auf der Tasche liegen. Noch weniger will er einfach nur zu Hause herumsitzen. „Mein Vater wollte zwar, dass ich mich ausschließlich auf die Schule konzentriere, aber ich habe immer beides gut hinbekommen“, sagt Can schelmisch. Darauf ist er extrem stolz. Genau wie auf seine Bodenständigkeit und stets zielstrebig auf seinen Schulabschluss hingearbeitet zu haben.
„Ein Studium war für mich immer ein Muss“
Heute findet Can es nicht mehr so schlimm die zehnte Klasse wiederholt haben zu müssen. „Ohne das hätte ich vielleicht nie meinen Talentscout kennen gelernt. Ich weiß nicht, ob ich zum Beratungsgespräch gegangen wäre, wenn ich eine Klasse weiter gewesen wäre“, sagt er unschlüssig. So aber ergriff Can die Initiative und suchte das Gespräch mit Talentscout Halil Ülker. Weil sein Vater ihm sagte, er solle das Bestmögliche aus den gegebenen Mitteln machen, wollte er unbedingt studieren. Auch weil zwei seiner Geschwister mit ihren Ausbildungen nicht ausschließlich gute Erfahrungen machten. Seine Schwester lernte Friseurin, sein ältester Bruder, der auch sein größtes Vorbild ist, lernte erst Gastronomiefachmann. Anschließend absolvierte er eine zweite Ausbildung, mit der er jetzt glücklicher ist. Das ermutigte Can ebenfalls sein Berufsziel zu überdenken.
„Im Talentscouting ist wichtig, was ich kann und was ich möchte“
Can will nun nicht mehr Anwalt werden. Bei den Treffen mit seinem Talentscout findet er heraus, was seine Fähigkeiten und wirklichen Interessen sind. Er lernt neue Wege kennen, und wägt ab, welchen er gehen will. „Ich bin dadurch viel reifer geworden“, weiß Can das Talentscouting zu schätzen. Er erfährt von der Möglichkeit sich nach einer Berufsausbildung über ein berufsbegleitendes Studium weiterzuqualifizieren. „Ich wusste vorher gar nicht, dass es möglich ist, weil der Job schließlich eine Vollzeitstelle ist“, gesteht Can. Im August 2019 beginnt er eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Eines Tages hofft er für seinen Arbeitgeber auch ins Ausland gehen zu können und die Welt zu sehen. Dabei will er großen Nutzen aus seinen Sprachkenntnissen ziehen. Zudem verkauft er gerne. „Ich habe früher mal meinen Eltern Kaffee aus der eigenen Maschine verkauft. Ich habe denen sogar Quittungen ausgestellt“, erinnert er sich lachend.
Stand: März 2019