„Jeder hat Talent“

Seit 2008 unterrichtet Dr. Jasmin Naal-Glaßer Musik, Literatur und Rechtskunde. „Ich empfinde die Arbeit mit jungen Menschen als sehr bereichernd. Das eigene Wissen und Können weiterzugeben an die nächste Generation und umgekehrt durch die Jugend „up to date“ zu bleiben und zu erfahren, was junge Menschen bewegt, hält jung und ist ein konstruktiver gegenseitiger Prozess.“ Am Hermann-Vöchting-Gymnasium Blomberg ist sie Ansprechpartnerin für Begabungsförderung. Um Schüler*innen - insbesondere aus Familien ohne akademische Tradition - individuell dabei zu unterstützen, berufliche Interessen, Potenziale, Träume und Ziele zu entdecken und weiter zu entwickeln, kooperiert die Schule seit 2018 unter dem Dach des Hochschulverbundes Campus OWL im Talentscouting.

Was ist das Besondere am Hermann-Vöchting-Gymnasium Blomberg?

Das Hermann-Vöchting-Gymnasium ist Teil der großen Anlage des Heinrich-Fritzemeier-Schul- und Sportzentrums der Stadt Blomberg, das bedeutet, wir liegen in direkter Nachbarschaft zu einer Sekundarschule und einer Förderschule, mit denen wir uns z. B. auch eine Mensa und eine Aula teilen. Unser Gymnasium hat ein großes ländliches Einzugsgebiet und wird derzeit von ca. 900 Schüler*innen besucht. Wir sind Europa- und MINT-Schule, bieten ein ausgeprägtes Musikangebot und sind Kooperationsschule des Leistungssports im Bereich des Handballs.

Für Sie als Schule gehört das NRW-Talentscouting zur Begabungsförderung von Schüler*innen.

Wir verfolgen am Hermann-Vöchting-Gymnasium (HVG ) Blomberg verschiedene Konzepte zur „individuellen Förderung“, dazu zählt auch das NRW-Talentscouting. Unter Begabungsförderung verstehen wir nicht, dass nur die Leistungsspitzen gefördert werden, sondern ebenso Schüler*innen mit Leistungsdefiziten und/oder verdeckten Talenten. Dahinter steckt die Idee, dass jede*r ein Talent hat. Schüler*innen, die schwächer sind, gehören zum Teil zu den sogenannten „Underachievern“ – das sind Jugendliche, die unter dem Niveau ihrer eigentlichen Leistungsfähigkeit bleiben. 2017, zu der Zeit als das Talentscouting vom Ruhrgebiet auf NRW ausgeweitet wurde, habe ich in Münster das ECHA-Diplom gemacht. ECHA steht mit seinen Initialen dabei für „European Council for High Ability“. Im Rahmen der Spezialausbildung zum Thema Hochbegabung habe ich vom Talentscouting erfahren. Der breite Förderansatz zur Unterstützung von Kindern vornehmlich aus nichtakademischen Familien ist genau das, was unserer Schule neben zahlreichen Unterstützungsangeboten noch fehlte, betont auch unser Schulleiter Michael Hanke, der das Projekt sehr begrüßt. Wir haben uns dann umgehend für das Programm beworben und wurden vom Talentscouting OWL als Kooperationsschule ausgewählt, worauf wir sehr stolz sind und was uns enorm gefreut hat, da es aus unserer Sicht besonders gut zu den Schülerinnen und Schülern des HVG passt.

Wie kommt das Talentscouting in der Schülerschaft und im Kollegium an?

Ich habe das Gefühl, der Begriff Talent wird heute anders wahrgenommen als noch vor etwa zehn Jahren. Damals war das Talentscouting ein Begriff, der Kolleg*innen und auch speziell Schüler*innen irritiert hat. „Talentscouting? Ich bin doch kein Talent“ oder „Talentscouting ist für die, die sich als etwas Besseres fühlen.“ Es galt fast noch als ein Tabu, über Talent und Begabungsförderung, geschweige denn Hochbegabung, zu sprechen. Zusammen mit unserem damaligen Talentscout Lisa Mellis haben unsere Schulleitung und ich das Programm bei Schüler*innen sowie auch im Kollegium bekannt gemacht. Das hat sehr gefruchtet und alle haben verstanden, dass Talente nicht immer nur die sind, die überall Einsen haben. Unseren Schüler*innen vermitteln wir Lehrkräfte das Angebot gezielt. Bei einigen braucht es anfangs etwas mehr Motivation: „Mach doch mal. Versuch’s doch mal.“ Wenn sie dann aber erst einmal im Gespräch waren, wirken sie so glücklich und aufgehoben und fragen dann meistens auch sofort nach einem neuen Termin. Im Kollegium sind wir es so angegangen, dass wir bei Lehrerkonferenzen immer wieder über das Talentscouting und die Aufwärtsspirale von Talenten berichtet haben. Die Kontinuität und Erfolge waren wichtig – inzwischen erfährt das Programm eine große Akzeptanz und Wertschätzung.

Welche Talente haben Sie besonders beeindruckt?

Mich beeindrucken Schüler*innen immer wieder. Manche – und das Phänomen hat jetzt noch nichts mit dem Talentscouting zu tun, da es das Programm noch nicht so lange gibt – besuchen uns nach vielen Jahren, wenn sie sich im Job etabliert haben und erzählen von ihrem Weg. Eines unserer Talente, Neele, berichtet auf unserer Schulhomepage sehr eindrucksvoll und persönlich von seinen Erfahrungen mit seinem Talentscout. Er hat mittlerweile seinen Weg gefunden und studiert erfolgreich Jura. Auch sein jüngerer Bruder nutzt das Beratungsangebot unseres Talentscouts. Von der Mutter der beiden habe ich erfahren, dass sie sehr glücklich darüber ist, dass ihre Söhne durch das Talentscouting einen gewissen Push für ihre beruflichen Perspektiven bekommen und an Selbstbewusstsein noch gewonnen haben.

 

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