„Man muss sich trauen, seine Ideen und Wünsche ernst zu nehmen“
Alina hat ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg nachgeholt und studiert heute Nachhaltige Sozialpolitik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im vierten Semester. Nach falschen Entscheidungen und Rückschlägen ermutigte sie das Talentscouting Aachen, einen Neustart zu wagen.
Auf Umwegen zum Abitur
Die schulische Laufbahn der heute 30-Jährigen verlief nicht gradlinig. Auf dem Gymnasium blieb sie in der siebten Klasse sitzen, woraufhin sie zur achten Klasse auf eine Realschule wechselte. Dort machte sie ihren Abschluss mit Qualifikation. Ihr Abitur wollte Alina auf einem Berufskolleg mit Schwerpunkt Holz und Bautechnik absolvieren. Eine für sie falsche Entscheidung: „Ich fühlte mich damals zu der Entscheidung gedrängt. Aber der Weg passte nicht zu mir. Ich hatte den Beruf falsch eingeschätzt und mich nicht genügend informiert.“ Infolgedessen brach sie die Schule ab und begann eine Berufsausbildung zur Kauffrau für Büromanagement, welche sie 2012 erfolgreich abschloss. Die kommenden sechs Jahre arbeitete sie in dem Beruf. „Aber dann wollte ich mich weiterentwickeln“, erinnert sich das Talent.
Alina entschied sich, ihr Abitur auf dem zweiten Bildungsweg am Weiterbildungskolleg der Städteregion Aachen nachzuholen. Währenddessen musste sie die Krankheit ihres Vaters verkraften, dessen ungewisser Ausgang sich über ein halbes Jahr zog, bis er den Kampf schließlich verlor. „Das hat die Familie wieder enger zusammengebracht“, weiß sie heute. Im selben Jahr wurde sie nicht nur stolze Patentante ihrer Nichte Mila, sondern schloss auch ihr Abitur mit einem Durchschnitt von 2,6 ab.
„Ich habe mich nie als Talent gesehen“
Eine damalige Lehrerin empfahl Alina, einen Termin beim NRW-Talentscouting an ihrer Schule zu vereinbaren. „Der Name hat mich zuerst etwas eingeschüchtert. Ich habe mich nie als Talent gesehen. Allerdings klang es auch interessant, weshalb ich einen Termin mit Talentscout Seren Başoğul von der RWTH Aachen vereinbart habe“. Sie ging ohne große Erwartungen in den Termin: „Ich dachte, es sei eine Art Berufsberatung. Das hatte ich schon öfter und es hatte mir nicht wirklich weitergeholfen.“ Alina erzählte Seren von ihren beruflichen Träumen. Sie wollte eigentlich nie eine Bürotätigkeit ausüben. Psychoanalyse habe sie interessiert, Bühnenbildnerin wollte sie auch mal werden. „Seren hat mich mit ihrer positiven Art beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich wirklich für mich interessiert. Sie hat immer wieder nachgefragt, was mir denn genau an Psychoanalyse gefällt. Mir wurde klar, dass es der soziale Aspekt war. Durch diese Erkenntnis rückten plötzlich neue Möglichkeiten in mein Blickfeld. Seren schlug mir vor, unterschiedliche Berufe und Studiengänge im sozialen Bereich anzuschauen.“ Alina machte im Bereich Kinder- und Jugendförderung ein Praktikum, was ihr jedoch nicht gefiel. Alternativ schaute sie sich den Studiengang Nachhaltige Sozialpolitik an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg an. „Ich habe mir einen Flyer der Hochschule durchgelesen und die Beschreibung des Studiengangs hat mich total angesprochen. Komplexe Themen wie Sexismus und soziale Gerechtigkeit sind mir wichtig. Seren hat mich dazu ermutigt, mich zu bewerben und es einfach auszuprobieren. Und das tat ich mit ihrer Unterstützung.“
Engagement mit dem Hobby verbinden
Neben dem Studium engagiert Alina sich seit etwa einem Jahr ehrenamtlich in einer Partei. Dieser hilft sie vor allem beim Auftritt in den sozialen Medien. Ihr Hobby der Fotografie kann sie damit gut verbinden. Seit mittlerweile fünf Jahren fotografiert sie schwerpunktmäßig Landschaften: „Dabei bin ich an der frischen Luft und kann wunderbar abschalten.“ Alina ist froh, einen Neuanfang gewagt zu haben. Das Studium gefällt ihr und mittlerweile weiß sie auch: „Man muss sich trauen, seine Ideen und Wünsche ernst zu nehmen!“
Stand: März 2021