„Ich war planlos. Dann kam das NRW-Talentscouting“
Bei der Planung ihrer beruflichen Zukunft erhielt Goncagül Unterstützung von Talentscout Ümmühan Duran. Im Programm NRW-Talentscouting legte sie ihre Vorurteile gegenüber dem Wirtschaftsingenieurwesen ad acta. Zuvor machte sie 2018 ihr Abitur mit einem Durschnitt von 2,0 am Albert-Schweitzer-/ Geschwister-Scholl Gymnasium in Marl.
„Schockierend, wie viele berufliche Möglichkeiten es gibt“
Die 18-Jährige schafft in der sechsten Klasse den Sprung von der Realschule aufs Gymnasium. Schon zur Schulzeit übernimmt Goncagül für ihre Eltern Behördengänge, die diese aufgrund fehlender Sprachkenntnisse noch nicht erledigen können. „Aber das ist kein Problem. Ich lerne bei jedem Formular dazu“, spielt sie die Verantwortung herunter. Hinzu kommt, dass ihre Mutter nicht arbeitet und ihr Vater mehrfach krankheitsbedingt die Anstellung verliert. „Manchmal war es finanziell nicht leicht, aber ich bin froh, meine Eltern unterstützen zu können.“
Die Schule meistert Goncagül problemlos. Sie ist auch Mitglied der Schülervertretung, ist beruflich aber „planlos, wohin es gehen soll. Ich wusste bloß, dass ich studieren möchte. Also bin ich zum Jobcenter gegangen. Dort wurde mir das Programm NRW-Talentscouting empfohlen.“ Kurze Zeit später hat sie ihr erstes Gespräch mit Talentsout Ümmühan Duran vom NRW-Zentrum für Talentförderung. „Ich war schockiert, wie viele berufliche Möglichkeiten es gibt“, erinnert sich Goncagül.
Ihre bis dahin einzige Idee war, Soziale Arbeit zu studieren: „Ich möchte sehr gerne etwas mit anderen Menschen machen und nicht nur im Büro hocken.“ In den weiteren Gesprächen mit ihrem Talentscout wird Goncagül bewusst, dass ihr Mathematik und Physik gut liegen und auch Spaß machen. Das tat es schon während der Schulzeit, jedoch hatte sie Vorbehalte gegenüber Jobs in der Branche bspw. den Beruf des Wirtschaftsingenieurs. In Folge dessen klärt Ümmühan das Talent auf: „Ich hielt Wirtschaftsingenieurwesen für einen langweiligen Bürojob. Ich wusste nicht, dass ich in diesem Job so viel mit anderen Menschen gemeinsam erarbeiten kann.“
Ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe
Seit September studiert sie Wirtschaftsingenieurwesen an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. „Bisher gefällt mir alles sehr gut“, sagt sie. Nach den Vorlesungen hilft sie Kommiliton*innen, die Probleme bei den Mathematik-Seminaren haben. „Auch wenn mir Mathematik bisher leicht fällt, lerne ich täglich, um den Anschluss nicht zu verpassen.“ Goncagül will noch mehr tun. Sie möchte sich für die Wahlen zur Fachschaftsvertretung aufstellen lassen und „mithelfen, Events für unsere Studierenden vorzubereiten, wie ich das in der Schule für Schüler*innen gemacht habe.“ Auch außerhalb der Hochschule ist sie ehrenamtlich engagiert. Über ihren Talentscout stellte sie einen Kontakt zur Flüchtlingshilfe her. „Einmal in der Woche treffe ich mich mit Flüchtlingskindern im Grundschulalter zum Lesen, Lernen und Spielen“, erzählt sie lächelnd.
Goncagüls ehrenamtliches Engagement ist eine gute Basis für eine Bewerbung um ein Stipendium. „Mein Talentscout hat mir einige Workshops des Talentscouting-Teams der Westfälischen Hochschule empfohlen. Dadurch fühle ich mich gut vorbereitet“, erzählt sie. Derzeit läuft das Auswahlverfahren der Studienstiftung des deutschen Volkes, bei der sie sich beworben hat.
Stand: Januar 2020