Online-Talentscouting in der Pandemie
Bis zu ihrem fünften Lebensjahr lebte Kadji in Valencia, Spanien. Dann zog sie mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Remscheid. Kadji spricht heute noch gut Spanisch, Deutsch hat sie im Kindergarten gelernt. Ihre Mutter arbeitet in der Verwaltung eines Brandschutzdienstleisters, ihr jüngerer Bruder macht gerade eine Berufsausbildung als Maler und Lackierer. Kadji ist gerne zur Schule gegangen, besonders das Kurssystem in der Oberstufe hat ihr gefallen, weil sie so in unterschiedlichen Gruppen arbeiten konnte.
„Kreative Arbeit ist meine Leidenschaft“
Auch wenn ihre Schulnoten mal schwankten, in Kunst zeigte sie stetig gute Leistungen. „Kreative Arbeit ist meine Leidenschaft“, erzählt die 19-Jährige. „Besonders gerne zeichne ich Porträts oder Aquarelle. Einfach für mich oder für Freund*innen. Ich nähe auch, z. B. Taschen. Da ich keine Nähmaschine habe, mache ich das alles mit der Hand. Das dauert länger, aber es klappt gut. Langweilig ist mir eigentlich nie.“
Zusammen mit dem Talentscout an der eigenen Zukunft arbeiten
Kadji hatte schon einige Veranstaltungen zur Berufsberatung in ihrer Schule, dem Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Remscheid, besucht und wusste, dass sie gerne im kreativen Bereich arbeiten möchte. Dieser Bereich kam ihr aber sehr groß vor. Von einigen Berufsausbildungen und Studiengängen hatte sie schon gehört, aber vieles war ihr unklar. „Ich hatte so viele Fragen. Was sind die jeweiligen Voraussetzungen, die man erfüllen muss? Was macht man später mit den unterschiedlichen Abschlüssen und was passt am besten zu mir?“ Als ihre Lehrerin auf sie zukam und ihr ein Treffen mit einem Talentscout vorschlug, zögerte sie nicht lange und vereinbarte einen Termin. „Das Abi stand vor der Tür und ich wusste immer noch nicht, wie genau es danach weitergehen soll“, sagt Kadji. „Ich hatte auch schon überlegt, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen oder Kunst auf Lehramt zu studieren, war mir aber überhaupt nicht sicher, welche Richtung ich einschlagen soll und wie das alles funktioniert.“ Das erste Gespräch mit ihrem Talentscout im März 2020 gab ihr Zuversicht. „Es war toll, als ich gemerkt habe, dass es im Talentscouting allein um mich geht. Mein Talentscout hat sich Zeit genommen und ich konnte erzählen, was ich mag und kann und was ich mir für meine Zukunft wünsche. Ich wusste plötzlich, ich stehe nicht mehr alleine da und kann zusammen mit jemandem, der sich auskennt, an etwas arbeiten. Das motiviert mich total.“
„Der Kontakt ist so persönlich, das ist eine tolle Erfahrung und bringt mich wirklich weiter“
Im Talentscouting hat Kadji für sich festgestellt, dass sie gerne ein Studium im Bereich Grafik oder Design machen möchte. Den Wunsch zu studieren hatte sie schon seit längerer Zeit. In der Schule hat sich Kadji angestrengt, damit die Noten stimmen. Mit ihrem Talentscout hat sie sich über unterschiedliche Studiengänge an verschiedenen Hochschulen informiert. Wie sind die Zugangsvoraussetzungen, wie ist ein Studium organisiert und wie kann man das überhaupt finanzieren? Ihr Talentscout gab ihr hilfreiche Tipps und Informationen und empfahl ihr Online-Veranstaltungen zur weiteren Orientierung. „Obwohl wir uns aufgrund des Lockdowns während der Pandemie einige Zeit nicht persönlich treffen konnten, sondern telefoniert hatten, hatte ich schon nach kurzer Zeit das Gefühl, dass ich schon total viel gemacht habe. Der Kontakt ist so persönlich, das ist eine tolle Erfahrung und das bringt mich wirklich weiter.“
Mit Unterstützung des Talentscoutings zum ersten eigenen Laptop
Kadji ist die Erste in ihrer Familie, die einen akademischen Weg eingeschlagen hat. Darauf ist sie ein bisschen stolz. Ihre Familie unterstützt sie nach ihren Möglichkeiten. Zuhause teilte Kadji sich einen Computer mit ihrer Mutter und ihrem Bruder. Die Absprachen waren oft nicht einfach, da sowohl ihre Mutter als auch ihr Bruder den Laptop regelmäßig brauchen. Ihr Talentscout wusste von der Situation. Als der Rotary Club Wuppertal-Süd auf Anfrage der Talentscouts der Bergischen Universität Wuppertal zehn Laptops für Talente spendete, bekam Kadji ihren ersten eigenen Laptop. „Darüber war ich so froh, ich konnte in Ruhe recherchieren und an meiner Mappe arbeiten, die ich zur Bewerbung im Bereich Grafik und Design brauchte.“
Kadji hat sich an unterschiedlichen Hochschulen in NRW um einen Studienplatz beworben. Die Monate nach ihrem Abitur hat sie genutzt, um sich intensiv mit der Erstellung ihrer Mappe zu beschäftigen, die sie für die Bewerbungen benötigt. Das Talentscouting hat sie dabei begleitet. Wenn Kadji sich austauschen möchte und Fragen hat, so hat sie auch während der Pandemie immer eine Ansprechperson: per E-Mail, Telefon oder auch per Video-Chat.
Im Wintersemester 2021 startete Kadji ins Studium „Kommunikationsdesign“ an der Folkwang Universität der Künste in Essen: „Ich freue mich, dass ich mich im Studium weiter ausprobieren und schauen kann, in welche Richtung ich später konkret gehen möchte. Der Start ins Studium hat gut geklappt. Das Talentscouting hat mich bei allen meinen Fragen, z. B. zur Bewerbung und zur Studienfinanzierung unterstützt. Trotz Corona-Pandemie hätte es nicht besser laufen können“.
Stand: Februar 2022